Hände desinfizieren, den Griff des Einkaufwagens. Die Streifen auf dem Boden signalisieren Abstand zu halten. Warten an den Gängen. Jeden Schritt achten. Jeder Schritt gefühlt beobachtet. „Nein, lassen Sie bloß nicht den Wagen stehen! Ich wurde eben schon ermahnt!“, ruft mir eine Frau zu.
Ich bin nicht eine der strukturierten Käufer, laufe die Gänge oftmals zurück. Das wird mir jetzt zum Verhängnis!!
Reizüberflutung der vielen Stopp´s und Go´s und der fühlbar energiegeladenen Schwingungen, die mich umgeben. Ich schreie innerlich „ich will hier raus!“ Freundliches Lächeln, der ein oder anderen Person heitert mich auf. Ich beobachte mich, das Warten vor der Ware um den nötigen Abstand, lädt ein zum Verweilen.
Durchatmen, aktzeptieren, sich und seinen Raum zu fühlen. Gleichzeitig versperre ich etwas Anderes, spüre die Ungeduld der Person. Lasse mich verdrängen. Ich merke wie die Hast mich greift, ich mit ihr gehe. Vielleicht nicht beim ersten oder zweiten Mal. Dann aber doch, vielleicht war der Druck zu groß.
Mein Bewusstsein zeigt mir das Bild von Ruhe, ich weiß das es existiert. Aber jetzt gehe ich weiter, die Menschen schauen mehr nach außen als nach innen. So sichtbar wollte ich gar nicht sein.
Gehaltene Energie, Vorsicht ist geboten!Wenn etwas nicht in seinen Bahnen läuft, wie in dieser Situation momentan, wirkt vieles reizend. Etwas obendrauf kann niemand gebrauchen. Jeder ist um Freundlichkeit bemüht. Doch der Klang der Stimme verrät etwas anderes. „Reiß dich zusammen!“, sagen die Sprechblasen in den Köpfen.
Nachdem ich meine Ware auf das Band gelegt habe und die Kassiererin zum zweiten Mal wegen mir aufstehen muss, weil ich vergessen habe etwas abzuwiegen, spüre ich eine tiefe Traurigkeit. Ich könnte losheulen wie ein kleines Kind.
Ich lasse den Kloß im Hals, ich trau mich nicht. Ich werde ermahnt: „Das ist ja auch nicht abgewogen!“ Klar, es könnte ein Trigger aus der Kindheit sein. „Du hast schon wieder etwas falsch gemacht!“ Du entsprichst nicht den Erwartungen, dass war ein Fehler, du verursachst zusätzliche Arbeit.
Es könnte aber auch die Kassiererin spiegeln. Sie, die immer funktionieren muss, sogar in Krisenzeiten.
Ich möchte mich hier nicht als Opfer darstellen. Ich gebe nur einen Einblick in meine sehr sensible Wahrnehmung. Und ja vielleicht weine ich beim nächsten Mal wirklich. Um dem gefühlten Druck der Menschen um mich herum ein Ventil zu geben.
Es geht darum, die Weichheit wieder unter die Menschen zu bringen. Es ist die wahre Stärke und bekommt jetzt den Raum auf Vormarsch zu gehen. Jetzt wo Strukturen brechen. Fein, gebrochen, fehlerhaft, fabelhaft Mensch!
Dann verzeihe dir selbst, verzeihe deinem Gegenüber, nimm nicht den Schmerz auf. Gib ihn mit Liebe zurück. Es ist nicht deine Aufgabe damit zu gehen. Vertraue in die Fähigkeit des Anderen, sein Päckchen selbst auszupacken.
Vielleicht treffe ich beim nächsten Mal die Entscheidung und es ist letztendlich die Entscheidung, mir meinen Moment zum stehen bleiben zu gewähren.
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